Cortisol-Tagesprofil: dauerhaft gestresst?

Bei vielen chronischen Erkrankungen ist eine gestörte Stressachse Mit-Ursache. Hormone sind körpereigene Informationsträger, die lebenswichtige Funktionen des Stoffwechsels steuern und unser Immunsystem regulieren. Ein wichtiger Vertreter ist das Stresshormon Cortisol. Es wird in der Nebennierenrinde produziert und von der Leber wieder abgebaut. Die Bestimmung eines Cortisol-Tagesprofils gibt Aufschluss über die derzeitige Stress-Situation. Erfahren Sie in folgendem Beitrag nützliches über Cortisol und den Speicheltest.

Cortisol-Tagesprofil: dauerhaft gestresst?

Was ist Cortisol und welche Aufgaben hat es?

Cortisol (auch als Hydrocortison bekannt) gehört zu den wichtigsten Stresshormonen in unserem Körper. In Zeiten hoher Belastung wird es vermehrt gebildet. Und was brauchen wir, wenn wir in Stresssituationen gelangen? Energie! Und eben für die Bereitstellung dieser Energie ist Cortisol zuständig. Gespeicherte Energiereserven werden freigesetzt. Die Körpertemperatur steigt und alle Sinne sind sprichwörtlich in “Alarmbereitschaft”. Cortisol ist an der Regulation von Blutdruck und Herzleistung beteiligt. Außerdem wird unser Schlaf, der Appetit und auch die Gemütslage von Cortisol beeinflusst.

Cortisol erhöht – welche Folgen drohen?

Chronisch erhöhte Cortisolwerte wirken auf das Immunsystem ein und blockieren die Abwehrreaktion des Körpers. Man neigt dazu sich schneller Infekte einzufangen. Auf der anderen Seite allerdings brauchen wir die Aktivität des Immunsystems z. B. bei Entzündungen. Denn Entzündungen spielen eine wichtige Rolle bei der Abwehr von Krankheitserregern, wie Viren oder Bakterien oder auch Krebszellen. Zu viel Cortisol blockiert die Entzündungsfähigkeit im Organismus. Erhöhte Cortisolspiegel wirken auch toxisch auf die Gehirnaktivität. Das zeigt sich mit zunehmendem Alter in nachlassender Konzentration und Verschlechterung der Merkfähigkeit.

Cortisol wirkt regulierend auf den Stoffwechsel und ist in erster Linie dafür zuständig, dass für unseren Körper Energie bereitgestellt wird. Deshalb steigert Cortisol den Appetit. Auf Dauer zu viel Cortisol lässt die Fettdepots anschwillen. Die Cholesterinspiegel, genauer gesagt die Spiegel des „bösen“ LDL-Cholesterins. Es kann sich eine Insulinresistenz herausbilden, die als Vorstufe von Diabetes mellitus gilt. Auch eine Kohlenhydratunverträglichkeit kann begünstigt werden. Mehr darüber verrät Ihnen der Beitrag “Laktoseintoleranz & Co: was tun bei Kohlenhydratunverträglichkeit?”

Cortisol ist ein Hormon und es löst als solches die Ausschüttung von Neurotransmittern, wie z. B. Adrenalin aus. Eine Art Stress-Verstärkung. Im Gegensatz dazu wirkt Cortisol als Gegenspieler von Sexualhormonen oder auch Schilddrüsenhormonen (T3/T4). Deswegen können erhöhte Cortisol-Werte Krankheitsbilder, wie z. B. Hashimoto Thyreoiditis, noch verschärfen. Bei dieser Autoimmunkrankheit ist die Schilddrüse chronisch entzündet und die Produktion von wichtigen Schilddrüsenhormonen gestört. Alles über Hashimoto erfahren Sie im Beitrag “Hashimoto Thyreoiditis: Chronische Schilddrüsenentzündung – und was nun?”.

Cortisol senken – ja oder nein?

Die allgemeine Meinung, dass lediglich ein zu hoher Cortisolwert auf stressbedingte Erkrankungen hindeutet, ist überholt. Es hat sich gezeigt, dass auch ein Cortisolmangel (Hypocortisolismus) Krankheiten hervorrufen kann, verbunden mit Symptomen wie Müdigkeit, Schmerzempfindlichkeit und Stressintoleranz. Zu den Krankheitsbildern gehören unter anderem:

  • Fibromyalgie
  • Reizdarm
  • Burnout, CFS (chronic fatigue syndrome)
  • Angst und Depressionen

Bei einem Mangel an Cortisol ist vor allem das Immunsystem und das individuelle Schmerzempfinden betroffen, denn ein Mangel an Cortisol kann dazu führen, dass entzündungsfördernde Prozesse angeheizt bzw. nicht mehr gestoppt werden.

Sie und Ihr Therapeut müssen den Cortisolspiegel immer im Auge haben. Zu hohe Cortisolspiegel über einen längeren Zeitraum müssen vermieden werden. Auch Cortisol durch Medikamente zu senken darf auf Dauer nicht den Effekt eines Cortisolmangels hervorrufen.

Wie kann der Cortisolspiegel gesenkt werden?

Werden die erhöhten Cortisolspiegel hauptsächlich durch Stress ausgelöst können Entspannungstechniken, wie z. B. Autogenes Training oder Yoga Hilfe bringen. Doch woher wissen Sie, wie Ihr persönlicher Stresslevel aussieht? Was genau „stresst“ Sie? Meist ist es nämlich so, dass uns Dinge oder Situationen in Stress versetzen, die uns subjektiv Entspannung oder Wohlbefinden suggerieren. Um Ihren persönlichen Stresslevel zu ermitteln ist die HRV-Messung eine geeignete Methode. Im andrino Beitrag “Herzraten-Variabilität (HRV): wie voll ist Ihr Stress-Akku?” erfahren Sie alles darüber.

Auch sollten Sie auf eine ausgewogene Ernährung achten, um zu gewährleisten, dass all Ihre Nährstoff-Depots aufgefüllt sind. Eine Mineralstoffanalyse im Vollblut kann dabei helfen eventuelle Mängel aufzudecken und erlaubt die Erstellung eines Therapieplans mit entsprechenden Nährstoffen oder Nahrungsergänzungsmitteln. Auch die Homöopathie hält verschiedene Präparate bereit, die dabei helfen können Ihren persönlichen Stresslevel runter zu fahren und somit auch den Cortisolspiegel zu senken.

Tagesrhythmus Speichelcortisol

Cortisol Speicheltest – warum ein Tagesprofil?

Man kann Cortisol im Blut, im Speichel und auch im Urin testen. Die Speichelprobe hat aber gewisse Vorteile: Hormone sollen in ihrer freien Form getestet werden, d. h. wenn sie biologisch aktiv sind. Im Blut sind Hormone an Proteine gebunden. In diesem gebundenen Zustand sind die Hormone allerdings inaktiv. Deshalb ist der Cortisol Test im Speichel die bessere Wahl.

Die Werte von Cortisol haben eine charakteristische zirkadiane Rhythmik. Das bedeutet, dass die Cortisol-Konzentrationen täglich ein typisches Verlaufsmuster haben. Morgens nach dem Aufstehen ist die Menge an Cortisol im Blut und Speichel am höchsten. Man kann das als eine Art Vorbereitung für die Belastungen des Alltags sehen. Nach diesem Höhepunkt flacht das Cortisol über den Tag hinweg langsam, ohne große Schwankungen ab. Die Werte sind am Abend am niedrigsten. Über Nacht steigen die Cortisol-Werte dann wieder langsam an.

Verschiedene Dinge können den Cortisolspiegel, bzw. den typischen Cortisol-Tagesverlauf beeinflussen. Ist man dauerhaft chronischem Stress ausgesetzt kann das dazu führen, dass auch am Tag Cortisol in hohen Mengen ausgeschüttet wird. Eine Veränderung im typischen Tagesprofil kann auch durch ein gestörtes Gleichgewicht von Hormonen hervorgerufen werden. Eventuell sind die Gegenspieler von Cortisol zu niedrig und schaffen es nicht die Stressantwort ausreichend zu „bremsen“. Deshalb bietet es sich an auch Anti-Stresshormone, wie z. B. DHEA, im Speichel zu analysieren.

Was kostet ein Cortisol Test und wer macht ihn?

Sie sollten unbedingt darauf achten, dass es sich um einen Test handelt, der das Zeitfenster eines ganzen Tages abdeckt. Deshalb auch Tagesprofil. Es werden über den Tag verteilt mehrere Speichelproben abgegeben. Mittlerweile ist es möglich Selbsttests Zuhause durchzuführen und die Probe von qualifizierten Laboren auswerten zu lassen. Die Kosten dafür betragen in etwa 60 €. Sie bekommen den Laborbefund mit den Cortisol Werten nach Hause geschickt.

Bedenken Sie aber, dass eine Auswertung des Cortisol-Tagesprofils von einem erfahrenen Arzt oder Therapeuten durchgeführt werden sollte. Denn nur er hat das nötige Fachwissen, um den Befund richtig deuten zu können und natürlich die für Sie individuell angepasste Therapie zu veranlassen. andrino baut derzeit ein Deutschlandweites Therapeutenverzeichnis für Sie auf.

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