Darmflora-Checkup: die Stuhlprobe!

Wie lässt sich ein Ökosystem erfassen, das in Ihnen im Verborgenen liegt und nicht direkt zugänglich ist? Einen Einblick in das Innere des Darms verschafft uns theoretisch die sogenannte Darmspiegelung, auch Gastroskopie oder Koloskopie genannt. Das dazugehörige Gerät, das Endoskop, das Ärzte der Fachrichtung Gastroenterologie verwenden, besteht aus einem flexiblen Gummischlauch oder einem Metallrohr mit einer Lichtquelle, Linsen und einer Kamera. Der Patient führt den störenden Darminhalt vorher vollständig ab. Während einer Darmspiegelung können Ärzte die Strukturen der Darmwand genauestens beurteilen und sogar kleine Gewebeproben (Biopsien) entnehmen. Wie aber sieht es mit unseren Mitbewohnern im Darm aus, der Darmflora? Leider sind unsere Darmbakterien viel zu klein für das Endoskop und Artgenossen können schon gar nicht mit dieser Methode voneinander unterschieden werden. Das wäre aber die Grundvoraussetzung um beurteilen zu können, ob unsere Darmflora gesund oder krank ist. Bei vielen Patienten, vor allem jenen mit chronischen Verdauungsbeschwerden und Stuhlunregelmäßigkeiten, bleiben Darmspiegelungen dann trotz hartnäckiger Beschwerden ohne Befund.

Die Biologische Medizin kann die Darmflora und die damit verbundenen Störungen im Darm sehr gut untersuchen. Über den Stuhl gelangt glücklicherweise regelmäßig ein Teil der Darmflora, zumindest der Dickdarmflora, an die Außenwelt. So bietet es sich an, für die Untersuchung einen Teil des Stuhls, also eine Stuhlprobe, zu nehmen. Nun repräsentiert das Mikrobiom im Stuhl natürlich nicht die Flora des gesamten Darms, sondern entspricht weitestgehend der Dickdarmflora. Dennoch bietet eine Stuhluntersuchung einen durchaus lohnenswerten und vor allem schmerzfreien Einblick in das komplexe mikrobielle Ökosystem Ihres Darms.

Viele Labore in Deutschland bieten professionelle Stuhlflora-Analysen zur Beurteilung der Darmflora an. Die Firmen GANZIMMUN Diagnostics AG und Enterosan® – Labor LS SE & Co. KG können jeweils auf eine langjährige Expertise auf dem Gebiet zurückblicken. Folgender Artikel wurde auf Basis von Fachinformationen der beiden Labore Ganzimmun und Enterosan verfasst.

In diesem andrino Beitrag erfahren Sie, in welchen Fällen eine Untersuchung Ihrer Darmflora sinnvoll ist und welche Informationen genutzt werden, um chronische Beschwerden und Erkrankungen gezielt behandeln zu können.

Darmflora-Checkup: die Stuhlprobe!

Was ist eine Stuhlprobe?

Bei einer Stuhlprobe handelt es sich um eines von vielen Untersuchungsmaterialien, die für eine medizinische Analyse benutzt werden. Ebenso wie Blut oder Urin oder ein Abstrich. Die Analyse des Stuhls kann bei verschiedenen Erkrankungen notwendig sein. In der Etablierten Medizin werden Stuhlproben im Rahmen der Krebsvorsorge, beispielsweise zum Nachweis von Blut im Stuhl herangezogen. Biologische Mediziner benutzen Stuhlproben in erster Linie für eine umfassende Untersuchung der Darmflora. Beispielsweise bei chronischen Beschwerden wie Reizdarm, Verdauungsbeschwerden, häufigen Infekten aber auch bei vielen chronischen Erkrankungen wie Autoimmunerkrankungen, Allergien und bei Verdacht auf ein Leaky-gut-Syndrom156. Im Falle einer Mikrobiologischen Untersuchung der Darmflora übernehmen die Krankenkassen leider keine Kosten. Insofern Sie keine Zusatzversicherung im Bereich der alternativen Medizin haben, handelt es sich also um eine individuelle Gesundheitsleistung (IGEL-Leistung). Kosten der Untersuchung der Darmflora sind abhängig von der Technik, die angewendet wurde. Der klassische Checkup über die Bestimmung des Florastatus  kostet rund 50 Euro.

Ärzte oder Therapeuten, die Stuhlproben Tests anbieten bzw. veranlassen sind in der Regel ganzheitlich orientierte Biologische Mediziner und Heilpraktiker. Derzeit arbeitet andrino an einem deutschlandweiten Therapeutenverzeichnis.

Wie läuft eine Entnahme der Stuhlprobe ab?

Bei der Stuhluntersuchung sammelt der Patient i. d. R. zuhause in Ruhe eine kleine Probe Stuhlgang. Den Zeitpunkt der Probenentnahme bestimmt der Patient. In manchen Fällen müssen einige Tage vor Abgabe der Stuhlprobe Medikamente oder Mikronährstoffe abgesetzt werden. Der Arzt gibt dem Patienten vorab einen sterilen Spatel mit, mit dem der Stuhl in ein spezielles Röhrchen gefüllt werden soll. Beim Handling mit der Stuhlprobe müssen ein paar Kniffe beachtet werden. Dafür gibt der zuständige Arzt oder Therapeut dem Patienten im Normalfall einen Merkzettel mit nach Hause. Beispielsweise ist es wichtig, dass der Stuhl nicht mit Urin kontaminiert wird. Nach erfolgreicher Entnahme sendet der Patient das Röhrchen zusammen mit dem Auftragsschein dann in der Regel per Post direkt an das angegebene Labor. Der Stuhl bietet den Keimen 3 – 4 Tage lang einen stabilen Lebensraum. Allerdings nur, wenn die Probe nicht austrocknet. Deshalb sollte das Röhrchen auch eine bestimmte Mindestmenge Stuhl beinhalten. Im Labor wird der Stuhl für den jeweiligen Test aufbereitet. Bei der klassischen Darmflora-Analyse beispielsweise wird ein kleiner Teil der Stuhlprobe auf bestimmten Nährböden ausgestrichen und für einige Tage bebrütet. So werden die Darmbakterien zum Wachstum angeregt. Sie bilden Kolonien. Anschließend werden die Kolonien im Hinblick auf Bakterienvielfalt und Bakterienmenge ausgewertet.

Das Labor Enterosan hat für seine Patienten und Einsender 10 wertvolle Regeln zur Stuhlabnahme erarbeitet, die wir für Sie im Folgenden bereitstellen.

Die 10 goldenen Regeln zur Stuhl-Probenentnahme:

  • In den Tagen vor der Probenentnahme sollten die persönlichen Ernährungsgewohnheiten beibehalten werden
  • Arznei- oder Nahrungsergänzungsmittel, die lebende Mikroorganismen enthalten ggf. nach Rücksprache mit dem Therapeuten 7 Tage vor der Untersuchung absetzen
  • Der Stuhl darf nicht in Kontakt mit dem Spülwasser oder Urin kommen
  • Mit dem mitgelieferten Löffel sollte eine möglichst kompakte Menge Stuhl entnommen werden. Dabei sollte nicht unnötig im Stuhl herumgestochert werden, da viele Darmbakterien keinen Sauerstoff vertragen
  • Bei Windelkindern ist es ggf. erforderlich, mehrere Stuhlabgänge zu sammeln. Das Probengefäß zwischenzeitlich im Kühlschrank aufbewahren! Der Sammelzeitraum sollte aber 2 Tage nicht übersteigen
  • Das Entnahmeröhrchen sollte dreiviertel voll mit Stuhl befüllt werden. So bleibt das Milieu bestehen und geschützt und auf diese Art und Weise können auch anaerobe8 Keime im Inneren überleben
  • Postversand möglichst über das Wochenende und über Feiertage vermeiden. Der Stuhl sollte nicht älter als 4 Tage sein, wenn er das Labor erreicht
Das Original Patientenmerkblatt
Stuhlproben: Die 10 goldenen Regeln zum kunstgerechten Gewinnen und Versenden von Stuhlproben

Enterosan - Labor LS SE & Co. KG

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Wann ist eine Untersuchung der Darmflora ratsam?

Sehr häufig äußert sich eine kranke Darmflora, eine Darm-Dysbiose6766, durch Verdauungsbeschwerden, Reizdarm-ähnliche Symptome und Stuhlunregelmäßigkeiten oder diverse Nahrungsmittelintoleranzen. Symptome können sich aber auch körperweit äußern. Zum Beispiel durch eine wiederkehrende Infektanfälligkeit, Hautprobleme, Müdigkeit oder durch Mangelerscheinungen von Mikronährstoffen. Ein ausgewogenes Darm-Mikrobiom schützt Ihre Darmschleimhaut und trainiert das Darm-Immunsystem lebenslang. Eine Darmflora, die aus der Balance geraten ist und mit Fäulniskeimen und Pilzen überwuchert ist, birgt auf Dauer immer einen Verlust der Schleimhautbarriere und führt zu überschießenden Immunantworten. Ein durchlässiger Darm entsteht: das sogenannte Leaky-gut-Syndrom. Der Darm wird “leck” und durchlässig für unerwünschte Eindringlinge. Entzündungen unterhalb der Darmschleimhaut entstehen, welche die Entstehung sehr vieler chronischer Erkrankungen mitzuverantworten haben. Wenn Sie also an einer chronischen Erkrankung wie Allergie, Reizdarm, Autoimmunerkrankungen, entzündlichen Darmerkrankungen oder gar Parkinson, Alzheimer, MS oder Krebs leiden, lohnt sich ein Checkup des Darm-Florastatus allemal. Achten Sie allerdings in solchen Fällen darauf, dass aus der Stuhlprobe neben der Analyse der Darmbakterien zusätzliche Tests durchgeführt werden, welche u. a. den gesamten Zustand der Darmschleimhaut, Entzündungen und Darm-Immunsystem aufzeigen.

Symptome/Erkrankungen bei denen eine Stuhluntersuchung der Darmflora ratsam ist:

  • Reizdarm
  • chronischen Verdauungsbeschwerden wie Durchfall, Verstopfung, Blähungen
  • Nahrungsmittelunverträglichkeiten
  • erhöhte Infektneigung
  • Müdigkeit/Erschöpfung
  • Erkrankungen des allergischen Formenkreises (z. B. Neurodermitis, Asthma bronchiale, Heuschnupfen)
  • chronische Infekte des Magen-Darm-Trakts oder der Atemwege
  • chronisch-entzündliche Darmerkrankungen wie Morbus Crohn oder Colitis Ulcerosa
  • Erkrankungen des rheumatischen Formenkreises (z. B. rheumatoide Arthritis, Fibromyalgie)
  • Übergewicht, Insulinresistenz, Diabetes mellitus Typ 2
  • Als Kontrolluntersuchung nach langen Antibiobika-Therapien
  • Krebs
  • Autoimmunerkrankungen wie Multiple Sklerose oder Hashimoto Thyreoiditis

Warum ist ein Darmflora Test bei chronischen Beschwerden/Erkrankungen sinnvoll?

Die Analyse der Darmflora und die anschließende Darmsanierung (Mikrobiologische Therapie) standen in der Vergangenheit bei unserem Gesundheitssystem immer wieder in der Kritik. So sei doch die Aussagekraft der Analyse zu gering und die Untersuchungsergebnisse zu wenig reproduzierbar. Aufgrund des großen therapeutischen Erfolges werden Analyse und Therapie der Darmflora allerdings auch in der Etablierten Medizin mehr und mehr anerkannt. Mikrobiologische Präparate, sogenannte Probiotika235, haben es mittlerweile sogar in die Leitlinien von Reizdarm und Obstipation geschafft. Im Gegensatz zu vielen anderen Labortests kann ein Therapeut aus dem Ergebnis einer Darmflora-Untersuchung keine konkreten Erkrankungen ableiten. Das wäre vergleichbar mit einem Lesen aus dem Kaffeesatz. Aber ein geschulter Arzt kann individuelle Störungen der Darmflora erkennen, die je nach Ausmaß verschiedenste chronische Beschwerden verursachen oder eine vorhandene chronische Erkrankung fördern können.

Obwohl der Zustand der Darmflora an der Etablierung vieler chronischer Erkrankungen beteiligt ist, zeigen Patienten nicht immer die gleichen beweisenden Veränderungen in der Stuhlflora-Analyse.

Stuhlbefunde ohne die Einordnung in den klinischen Kontext sind also nur sehr bedingt verwertbar. Verbinden Sie eine Stuhluntersuchung also möglichst immer mit dem Besuch beim Arzt bzw. Therapeuten. Wichtig für den Therapeuten sind in diesem Zusammenhang zum Beispiel Informationen über Ihre derzeitige Lebenssituation. Sie werden im Rahmen einer ausführlichen Anamnese10 erhoben. Dazu gehören derzeitige Ernährungsgewohnheiten (Mischkost, vegetarische Kost), die aktuelle oder vergangene Einnahme von Medikamenten, zurückliegende Tropenaufenthalte, das Lebensalter und natürlich Angaben über derzeitige Beschwerden und Erkrankungen. Für einen Therapeuten mit Erfahrung auf dem Gebiet der Darmsanierung bzw. Mikrobiologischen Therapie bietet ein Checkup der Darmflora mittels Stuhlprobe in dieser Kombination eine wertvolle Basis für gezielte und hilfreiche therapeutische Maßnahmen. Im Fokus der Therapie steht die Wiederherstellung des Gleichgewichtes der Darmbakterien. Das gilt im Übrigen auch für Kontrolluntersuchungen, die bei fortschreitendem Therapieverlauf hilfreich sein können.

Sie wollen verstehen, wie eine Mikrobiologische Therapie genau aussieht und welche Präparate dabei zum Einsatz kommen? Im andrino Beitrag “Darmsanierung: Erfolgsrezept bei chronischen Erkrankungen” geben wir Ihnen zum Thema Darmsanierung den Rundumschlag.

Welche Informationen liefert die Untersuchung der Darmflora?

Folgende Informationen ergeben sich aus einer Darmflora-Analyse:

  • Hinweis auf das Ernährungsprofil des Patienten
  • Erster Hinweis auf den Zustand der Darmschleimhaut
  • Verhältnis zwischen “gesunden” und pathogenen Keimen
  • Anteil der Fäulnisflora

Bei einem umfassenden Darm-Checkup wird Ihr Arzt/Therapeut über eine Untersuchung der Darmbakterien hinaus weitere Test aus der Stuhlprobe oder sogar zusätzlich aus einer Blutprobe veranlassen. Der große Darmcheck liefert neben der Darmflora Aussagen über den Zustand der Darmschleimhaut (Leaky-gut-Syndrom156), den Entzündungsstatus oder über Verdauungsorgane wie Galle, Leber und Bauchspeicheldrüse. Eine erhöhte Menge unverdauter Nahrungsbestandteile im Stuhl, auch Fett oder Stickstoff zum Beispiel, geben Hinweise auf eine Funktionseinschränkung von Galle und Bauchspeicheldrüse (Pankreas) oder zeigen eine Dünndarmfehlbesiedelung an. Bei der Dünndarmfehlbesiedelung [engl. small intestinal bacterial owergroth: SIBO]  steigen Bakterien des Dickdarms in den Dünndarm auf und verursachen dort Blähungen, Schmerzen und Durchfall. SIBO wird als eine mögliche Ursache des Reizdarms diskutiert. Eine Untersuchung der Darmflora eignet sich im Übrigen auch zur Beurteilung der Ernährungsgewohnheiten des Patienten. Eine fettreiche bzw. zu eiweißreiche Kost oder eine ballaststoffarme Ernährungsweise führen längerfristig zu charakteristischen Veränderungen des Florastatus im Darm.

Je nach Krankheits- oder Beschwerdebild wird Ihr Therapeut die Darmflora-Analyse um weitere, spezielle Tests ausdehnen. Dazu gehören Entzündung, Verdauung und Darm-Immunsystem.

Gängige biologisch-medizinische Labor-Marker zur Darmgesundheit sind:

Parameter Information Material
Mikroflora Stuhlflora, inkl. Pilze, Fäulniskeime und pH-Wert Anzahl und Diversität der Darmflora Stuhl
Verdauung Verdauungsrückstände

Fett

Stickstoff

Nachweis von Verdauungsinsuffizienzen  Stuhl
Pankreas-Elastase 1 Aussage über Funktion der Bauchspeicheldrüse
Schleimaut Calprotectin

Lactoferrin

Lysozym

PMN-Elastase

Hinweis auf Entzündungen der Schleimhaut Stuhl
Alpha-1-Antitrypsin

Zonulin (ab 4 Jahren)

Hinweis auf erhöhte Schleimhaut-Permeabilität (Leaky-gut) Stuhl oder Blut
Hämoglobin-Haptoglobin

Serum-Albumin

Darmkrebs Früherkennung Stuhl
 Immunsystem sIgA

ß-Defensin-2 (ab 4 Jahren)

Funktionsfähigkeit der Immunabwehr im Darm Stuhl
 Gallensäuren  Gallensäuren Hinweis auf Funktionsfähigkeit der Galle  Stuhl
verändert nach Rüffer et al.,2017

Wie werden die Darmbakterien aus einer Stuhlprobe bestimmt?

Zwei Verfahren zur Untersuchung der Darmbakterien aus einer Stuhlprobe sind derzeit auf dem Markt verfügbar.  Das klassische Anzuchtverfahren zur Erhebung des Florastatus und die im Moment noch teurere DNA-Analyse vom Darm-Mikrobiom. Am Ende ist es Ihr Therapeut, der entscheidet, welche Variante er wählt. Haken Sie aber gerne nach, wenn Sie anderer Meinung sind.

1. Der altbewährte Florastatus

Ein älteres, aber sehr etabliertes Verfahren ist die klassische Anzucht. Dabei wird eine kleine Menge (2 – 5 g) der Stuhlprobe auf Platten mit unterschiedlichen bakteriellen Nährmedien ausgestrichen. Die Platten werden dann aerob4 (unter Sauerstoff) oder anaerob9 (unter Sauerstoffverschluss) eine Zeitlang bebrütet. So wird das Wachstum verschiedener Bakterien aus der Stuhlprobe angeregt. Nach 1 – 2 Tagen wird der Bewuchs analysiert und die gewachsenen Kolonien149 werden mengenmäßig bestimmt. Die Bestimmung der Menge nennt sich Quantifizierung. Es wird also die Bakterienanzahl der gewachsenen Kolonien ermittelt, woraus Rückschlüsse auf die Bakterienmenge der einst verwendeten Stuhlprobe gezogen werden. Die Quantifizierung geht beispielsweise über ein molekulargenetisches183 Verfahren, sogenannte quantitative Polymerase-Kettenreaktion (q-PCR), bei der die DNA der Bakterien vermehrt und anschließend gemessen wird.

Was sind die Vor- und Nachteile des Florastatus?

Über die Anzucht-Methode lassen sich leider nur bestimmte und bewährte “Leitkeime”, also Schlüsselorganismen, in ihrer Menge ermitteln. Denn nicht alle Bakterien, die in der Stuhlprobe vorhanden sind, können auch im Labor angezüchtet werden. Anaerobe8 Keime z. B. können kaum noch kolonialisiert werden, sobald sie einmal mit Sauerstoff in Berührung gekommen sind. Gerade bei dünnem Stuhl oder nach langem Transport ist die Gefahr eines verfälschten Ergebnisses dann sehr hoch. Auch kennt man bis heute nicht die Wachstumsbedingungen aller Bakterien. Mit der Anzuchtmethode  sind unterm Strich also nur ca. 30 – 40% der gesamten133 Darmflora nachweisbar. Der Vorteil allerdings ist, dass man über die “wenigen” Leitkeime eine ganze Menge weiß, auch wie und mit welchen Therapeutika 230 man sie am besten beeinflussen kann. So lässt sich das Gleichgewicht der Darmflora gezielt wiederherstellen. Die Menge und das Verhältnis der Leitkeime zueinander gibt deutliche Hinweise auf den Zustand der gesamten mikrobiellen Darmflora, sodass dieses Verfahren sich als Basis für eine erfolgreiche Therapie durchaus sehr bewährt hat.

Die Untersuchung der Darmflora mittels Kultivierung setzt die Existenz lebender Keime voraus. Eine ordentliche Probenentnahme und der unversehrte Transport in das zuständige Labor sind Voraussetzung für ein unverfälschtes Untersuchungsergebnis.

Folgende Leitkeime werden z. B. im Labor GANZIMMUN bei der Erhebung des Florastatus bestimmt:

3 obligat202 anaerobe197 Bakterienstämme:

  • Bacteroides sp
  • Clostridium sp
  • Bifidobacterium sp

10 fakultativ88 anaerobe Bakteriengattungen:

  • Escherichia coli
  • E.coli-Biovare
  • Citrobacter sp.
  • Enterobacter sp.
  • Klebsiella sp.
  • Proteus sp.
  • Pseudomonas sp.
  • Serratia sp.
  • Lactobacillus sp.
  • Enterococcus sp.

Pilze und Fäulniskeime sind Bestandteil bei der Untersuchung des Florastatus

Auch im gesunden Zustand kommen ist eine gewisse Anzahl von pathogenen, passageren Keimen im Darm vorhanden. Passagere Keime gehören nicht zu den normalen Vertretern der Darmflora. Sie gelangen mit der Nahrung in geringen Mengen immer wieder in den Darm, werden unter normalen Umständen aber dort an der festen Ansiedelung gehindert und mit dem Stuhl wieder ausgeschieden.

Bei der Untersuchung der Darmflora wird überprüft, wie das Verhältnis zwischen obligaten, physiologischen Keimen zu pathogenen, passageren Keimen ist. Eine erhöhte Anzahl von passageren Keimen und Fäulnisflora gibt wichtige Hinweise auf nachhaltige Störungen der Darmflora.

Zu den förderlichen Keimen gehören u. a. Bakterien, die dem Darm ein gesundes Milieu verschaffen (sogenannte Säuerungsflora) sowie Bakterien, welche die Ansiedlung und Vermehrung pathogener Erreger wie Helicobacter, Campylobacter oder Clostridien verhindern. Darüber hinaus wird die Stuhlprobe aber auch auf eine übermäßige Existenz von Hefen, Schimmelpilzen wie Candida oder auch bestimmten toxischen Bakterien wie Clostridium difficile untersucht. C. difficile ist einer der häufigsten Krankenhauskeime und geht oftmals einher mit einer zuvor systemisch eingesetzten Antibiotikatherapie und Durchfall.

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Florastatus: Untersuchungen zum Nachweis einer gestörten intestinalen Mikroflora

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2. Das Darm-Mikrobiom

Recht neu auf dem Markt ist ein sehr modernes Verfahren, das auf der gleichzeitigen DNA-Sequenzierung aller Bakterien einer Stuhlprobe beruht. Die Methode der Genetik heißt Next Generation Sequencing (NGS). Das bedeutet ein zeitgleiches und paralleles Auslesen von Genen verschiedenster Bakterienstämme. Die genetische Information gibt Einblicke in das Stoffwechselgeschehen der Keime. NGS ermöglicht eine sehr umfassende Beurteilung der Darmflora. Der Vorteil dabei ist: Die Analyse der Darmflora erfolgt unabhängig von der Vitalität der Bakterien und völlig losgelöst von der Stuhlkonsistenz. So kann auch Stuhl von Durchfall-Patienten zuverlässig untersucht werden. Sogar anaerobe8 Keime, die bereits mit Sauerstoff in Berührung gekommen sind, können so erfasst werden. Da bei dieser Methode nicht nur die lebenden Mikroorganismen nachgewiesen werden, sondern die Geninformation auf vitalen und toten Keimen beruht, spricht man nicht mehr von „Mikrobiota“, sondern vom „Mikrobiom“.

Im Gegensatz zum guten alten Florastatus erlaubt das Verfahren zwar keine Bestimmung der Keim-Menge, gibt aber einen viel besseren Einblick in die Vielfältigkeit (die Diversität) der Darmflora. Über diese Methode wird selbstverständlich auch die Fäulnisflora (z. B. Candida) mit erfasst.

Die Analyse des Darm-Mikrobioms gibt eine Aussage darüber, wie viele der verschiedenen Bakterien im Verhältnis zueinander im Stuhl vorhanden sind. Es misst die volle Vielfalt von bakterieller Flora und Fäulnisflora.

Die Untersuchung des Darm-Mikrobioms ist in einigen Fällen auch als ergänzende Untersuchung zum Florastatus sinnvoll. Auch, wenn man die genaue Funktion vieler unbekannter Keime noch unvollständig oder überhaupt nicht kennt. Die umfangreiche Bestimmung der Diversität lässt nämlich Aussagen über das individuelle, das sogenannte “Kernmikrobiom”, eines Patienten zu. Diese Flora ist sehr beständig und unabhängig von Herkunft, Geschlecht oder Alter, aktuellen Diäten, Erkrankungen oder kurzfristigen Ernährungsweisen. Das “Kernmikrobiom” ist wie ein Spiegelbild eines langjährig bestehenden Ernährungsmusters.

Die 3 Ernährungstypen:

Die Firma GANZIMMUN teilt Patienten je nach ihrem individuellen Mikrobiom in drei unterschiedliche Ernährungstypen ein, die auch als Enterotypen bezeichnet werden. Die Bestimmung der Enterotypen erlaubt eine zusätzliche Risikoabschätzung, zum Beispiel für kolorektale Karzinome, entzündliche (inflammatorische) Erkrankungen oder für das Metabolische Syndrom174. Umgekehrt können bereits bestehende Erkrankungen aber nicht auf das Vorliegen eines bestimmten Enterotypen zurückgeführt werden.

Zu den häufigsten Flora-Verschiebungen, die auch von GANZIMMUN beobachtet wird, gehört eine Vermehrung von gramnegativen102, aeroben4 Stäbchen (Escherichia coli, Klebsiellen, Citrobacter usw.), begleitet von einer Verminderung wertvoller Milchsäurebakterien (Lactobazillen und Bifidobakterien) und einem ungünstigen Milieu (pH-Wert > 7). In der Regel wird zeitgleich eine Zunahme von Pilzen oder Toxin bildenden Clostridien beobachtet.

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Warum ist die Bestimmung des pH-Werts beim Stuhltest wichtig?

Sinnvoll und von den meisten Laboren standardmäßig durchgeführt, ist die zeitgleiche Messung des pH-Werts aus der Stuhlprobe. Der pH-Wert misst, wie basisch oder sauer die Stuhlprobe ist. Milchsäurebakterien (Bifidobakterien und Lactobazillen) können komplexe Kohlenhydrate, sogenannte Ballaststoffe zerlegen und produzieren kurzkettige Fettsäuren (Milchsäure), die das Dickdarm-Milieu normalerweise leicht ansäuern. In gesundem Zustand beträgt der pH-Wert des Dickdarms also ca. pH 6 – 7, bei manchen Vegetariern sogar pH < 6. Der leicht saure pH-Wert bildet eine ideale Basis für ein gutes und ausgewogenes Zusammenleben der Darmbakterien. Stoffwechselprodukte von Fäulniskeimen wie Proteus und Clostridien hingegen lassen den Stuhl-pH auf > 7 ansteigen.

Die Bestimmung des pH-Werts gibt u. a. einen Hinweis auf das Ernährungsverhalten des Patienten.

Folgende Literatur diente darüber hinaus als Basis für diesen Artikel und kann Ihnen tieferes Wissen verleihen:

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