Zu wenig Schilddrüsenhormone? Welche Rolle spielen Jod, Selen, Eisen und Co.

Jod ist gegenwärtig immer noch ein umstrittener Mikronährstoff. Vor allem Patienten mit Hashimoto Thyreoiditis oder Schilddrüsenunterfunktion wird oftmals von der Einnahme jodhaltiger Lebensmittel oder gar vor der Einnahme von Jod-Tabletten abgeraten. Auch, wenn der Bluttest einen klaren Jodmangel anzeigt. Ein Mythos hält sich hartnäckig: Die Jodaufnahme soll für die Entstehung von Autoimmunerkrankungen an der Schilddrüse verantwortlich sein. Eigentlich seltsam, wo doch Japaner täglich etwa 100x mehr Jod mit der Nahrung aufnehmen wie es Bürgern in der Bundesrepublik Deutschland empfohlen wird und das ohne steigende Zahlen von Schilddrüsenerkrankungen. Nach dem WHO-Bericht „Jodversorgung weltweit“ herrscht in der europäischen Bevölkerung in 19 Ländern ein flächendeckendes Jod-Defizit, besonders in den Ländern Belgien, Dänemark, Deutschland, Frankreich, Griechenland, Irland, Italien, Spanien und Ungarn. Dabei ist Jod für eine optimale Funktion der Schilddrüse unausweichlich. Wir brauchen Jod nicht nur für die Herstellung der Schilddrüsenhormone, nein Jod scheint sogar krebshemmende Eigenschaften zu besitzen.

Dr. Armbruster vom Medical Center in Weisenheim am Sand kann auf eine langjährige Expertise auf dem Gebiet Thema Jod, Schilddrüsen-Erkrankungen und im Speziellen der Hashimoto-Thyreoiditis zurückblicken. Seine Fachinformation “Jod-Mangel: Warum spricht eigentlich niemand darüber” gibt Ihnen ein tieferes Verständnis, welche Mikronährstoffe – allen voran Jod – absolut essenziell für die Hormonproduktion durch die Schilddrüse sind und wie Defizite gerade dort Entzündungen vorantreiben. Die Fachinformation haben wir im Folgenden für Sie aufbereitet.

Zu wenig Schilddrüsenhormone? Welche Rolle spielen Jod, Selen, Eisen und Co.

Jod: Was ist das genau?

Jod gehört zusammen mit Brom, Chlor, Fluor und dem radioaktiven Astat in die chemische Gruppe der Halogene. Halogene haben große Tendenzen, Elektronen aufzunehmen und besitzen somit eine hohe Reaktivität. Sie kommen daher natürlicherweise nicht “frei”, sondern nur in Form einer Verbindung, beispielsweise als Kaliumiodid oder Natriumiodid vor. Eingesetzt werden Jod-Verbindungen unter anderem in der Medizin als Kontrastmittel. Elementares Jod hingegen wird u. a. zur Herstellung von Arzneimitteln und Desinfektionsmitteln eingesetzt. Bernhard Courtis entdeckte das Element Jod im Jahr 1811 beim Versuch Schießpulver zu entwickeln. Die Gasphase von Jod erkennt man nämlich als violetten Dampf – daher der Name “Jod” [altgriech.: veilchenfarbig].

Jod ist nicht gleich Jod

Interessanterweise haben bereits Kliniker früherer Generationen die heute für notwendig erachteten Mengen des täglichen Jodbedarfs für Menschen beschrieben. Vielleicht erinnern Sie sich noch an die sogenannte Lugol’sche Lösung aus dem Chemieunterricht? Sie beinhaltet sowohl elementares Jod als auch Jodid in Konzentrationen zwischen 12,5 mg und 37,5 mg. Die Lugol´sche Lösung wurde im Jahr 1835 von einem französischen Arzt entwickelt und war lange Zeit ein sehr bekanntes Heilmittel. Prinzipiell kommt Jod nämlich in unterschiedlichen Formen in unserem Körper vor. Studien in den USA haben gezeigt, dass verschiedene Körpergewebe unterschiedliche Formen von Jod benötigen. In der Brust und in der Prostata wird Jod konzentriert, die Schilddrüse und die Haut hingegen beinhalten Jodid. In anderen Organen wie Leber, Milz, Nieren und Speicheldrüsen, im Blut und den Eingeweiden kommen beide Jod-Verbindungen vor. Jodpräparate, die beide Jod-Formen also Jod und Jodid beinhalten, können vom Körper besonders effektiv verwertet werden.

In welchen Nahrungsmitteln kommt Jod vor?

Die unterschiedlichen Jod-Formen befinden sich in größeren Mengen vor allem in Meeresalgen. Auf diese Art und Weise reichert sich Jod bevorzugt in meernahen Regionen in der Nahrungskette von Pflanzen, Tier und Mensch sowie Böden an. Böden in allen anderen Gebieten hingegen sind weitgehend Jodarm. Die wichtigste Jodquelle für uns Menschen ist der Verzehr von Seefisch (nicht aber Süßwasserfisch), dessen regelmäßiger Konsum wegen der zunehmenden Schwermetallbelastung allerdings nur bedingt zu empfehlen ist. Eine gesunde und ausreichende Aufnahme von Jod aus dem Darm ist u. a. abhängig von einer intakten Darmschleimhaut. Viele Menschen mit chronischen Erkrankungen leiden an einer unzureichenden Darmflora, mitunter sogar an einer defekten Darmschleimhaut, dem sogenannten Leaky-gut-Syndrom. Wenn Sie also an einer Erkrankung wie Hashimoto Thyreoiditis, Multiple Sklerose oder an Reizdarm leiden, sollten Sie Ihre Darmgesundheit unbedingt abklären lassen. Biologische Mediziner haben hierfür einige zuverlässige Labortests entwickelt. Welche das sind, lesen Sie im Beitrag “Leaky gut effektiv testen“.

Wofür wird Jod im Körper gebraucht?

Jod ist ein wichtiges Bauelement für viele Hormone im Körper, in erster Linie aber für die Herstellung der Schilddrüsenhormone. Jod hat eine Anti-Krebsfunktion zum Beispiel gegen Brustkrebs, Schilddrüsenkrebs, Eierstockkrebs und Proststakrebs und beugt der Zystenbildung in Brust, Gebärmutter und den Eierstöcken vor. Das Spurenelement ist außerdem für die Gehirnentwicklung und den IQ notwendig, weswegen Schwangere einen erhöhten Jodbedarf aufweisen. Das Immunsystem braucht Jod um Bakterien, Pilze und Viren zu bekämpfen. Jod besitzt eine Schlüsselfunktion bei der Bekämpfung von freien RadikalenHochreaktive Substanzen aus dem Zellstoffwechsel, welche Proteine, Enzyme und DNA durch Oxidation schädigen können, bei der Entgiftung von Schwermetallen (z. B. Blei und Quecksilber) und bei der Schadensbegrenzung durch radioaktive Strahlung. Jod verdrängt andere giftige Halogene wie Fluor, Brom und Chlor, die wir heutzutage vermehrt aufnehmen.

Wozu braucht die Schilddrüse Jod?

Jod ist das zentrale Ausgangsprodukt für die Herstellung der Schilddrüsenhormone und damit ist Jod für die reibungslose Funktionalität der Schilddrüse unausweichlich.

So gelangt Jod in die Schilddrüse

Jod bzw. Jodid wird aktiv über einen Transporter (Natrium – Jodid – Transporter) in die Zellen der Schilddrüse aufgenommen. Die Energie, die der Jod-Transporter hierfür benötigt, wird in den Schilddrüsenzellen durch kleine Energiekraftwerke, die MitochondrienBestandteil innerhalb der Zelle mit eigener Zellmembran. Hautproduzent von Energie in Form von Adenosintriphosphat (ATP), bereitgestellt. Wieviel Jod über den Transporter aufgenommen wird, bestimmt das Hormon TSH (Thyreoidea-stimulierendes Hormon), das von der Hirnanhangsdrüse (Hypophyse) produziert wird. In hohen Dosen hemmt das Jod die eigene Aufnahme durch den Jod-Tansporter. So wird sichergestellt, dass eine gesunde Schilddrüse immer ausreichend mit Jod versorgt ist, niemals aber eine Überfunktion der Schilddrüse zustande kommt. Nach seinen Erstbeschreibern wird dieses Phänomen als Wolff-Chaikoff-Effekt bezeichnet. Ist die Schilddrüse also mit Jod gesättigt, wird Jod über die Niere mit dem Urin ausgeschieden. Die Messung von Jod im Urin ist somit ein guter Laborparameter, um die Jodversorgung zuverlässig zu messen. Auch viele Biologische Mediziner bieten diese Messung an.

Jod und die Herstellung der Schilddrüsenhormone

Für die Produktion der Schilddrüsenhormone muss Jodid zunächst zu elementarem Jod (J+) oxidiertChemische Reaktion, bei der Elektronen übertragen werden. Eine Substanz A (i.d.R. Sauerstoff) reagiert mit einer Substanz B und gibt Elektronen ab und wird dabei selbst oxidiert werden. Als Oxidationsmittel dient ein gefährliches Radikal, das Wasserstoffperoxid (H2O2). Auf die Art und Weise entsteht bei der Produktion der Schilddrüsenhormone eine erhöhte Menge freier Radikale90. Im Fachjargon auch als oxidativer Stress bekannt. Das elementare Jod (J+) wird anschließend mithilfe eines wichtigen Enzyms, der Thyreoperoxidase (TPO) an die Aminosäure Tyrosin gebunden. Es entsteht das Schilddrüsenhormon L-Thyroxin (T4). Aus T4 kann der Körper durch Abspaltung eines Jodatoms  jederzeit die biologisch aktive Form des Hormons, das Trijodthyronin (T3) herstellen. Schilddrüsenhormone unterscheiden sich also in der Anzahl ihrer Jodatome.

Wussten Sie, dass T3 und T4 nicht die einzigen Hormone sind, die von der Schilddrüse gebildet werden? Biologische Mediziner setzen therapeutisch deshalb u. a. Bioidentische Hormone erfolgreich ein. Mit natürlichen Schilddrüsen-Extrakten können Schilddrüsenunterfunktionen sehr Nebenwirkungsarm behandelt werden.

Jod, Eisen und Selen: Das gefährliche Mangel-Trio

Da die Anwesenheit von Jod für die Produktion der Schilddrüsenhormone Voraussetzung ist, führt ein Jod-Mangel in der logischen Konsequenz zu einer hormonellen Schilddrüsenunterfunktion. Was aber haben die Nährstoffe Selen und Eisen damit zu tun? Die Schilddrüse ist durch den Einsatz von Wasserstoffperoxid (H2O2) ständig oxidativem Stress209 ausgesetzt. Oxidativer Stress und freie Radikale90 sind für die Schilddrüsenzellen in jeder Hinsicht tödlich. Im gesunden Zustand kontrolliert die Schilddrüse deshalb die Produktion von Wasserstoffperoxid. Die Schilddrüsenzellen setzen Enzyme79 ein, die eine starke antioxidative Wirkung haben und das überschüssige H2O2 sofort unschädlich machen. Ein solches Enzym ist beispielsweise die Gluthathion-Peroxidase, deren Arbeit allerdings von Selen abhängig ist. Und um es nun noch etwas komplizierter zu machen sind darüber hinaus weitere Enzyme an der “Entradikalisierung” beteiligt, die wiederum andere Mikronährstoffe wie Vitamin B2 (Riboflavin), Vitamin B3 (Niacin), Vitamin B6, Vitamin B9 (Folsäure) und Vitamin B12 benötigen

Was passiert bei einem Selenmangel in den Schilddrüsenzellen?

Selen-Defizite kurbeln die Wasserstoffperoxid-Konzentration in den Schilddrüsenzellen gefährlich nach oben. In hohen Dosen schädigt Wasserstoffperoxid das Enzym Thyreoperoxidase (TPO) und verhindert so die Hormonproduktion in der Schilddrüse. Eine TPO-Schädigung wiederum führt zur Antikörperbildung, wodurch ein Autoimmunprozess entsteht. Der massive oxidative Stress durch das Wasserstoffperoxid schädigt die Energieproduktion in den Mitochondrien180 und vermindert so die Jodaufnahme in die Schilddrüsenzellen. Die Schilddrüsenzellen sterben ab oder entarten. Eine Schilddrüsenüberfunktion, Schilddrüsenunterfunktion oder sogar Tumore können entstehen.

Auch Eisen wird für die Herstellung der Schilddrüsenhormone gebraucht

Für die Herstellung der Schilddrüsenhormone benötigt die Thyreoperoxidase (TPO) Eisen. Ein Eisenatom befindet sich direkt im Zentrum des Enzyms. Ein ausgeprägter Eisenmangel (< 20 ng/µl) stört somit den Jodstoffwechsel in den Zellen der Schilddrüse und eben auch wieder die Produktion der Schilddrüsenhormone.

In der Zusammenfassung: Schilddrüse, Jod, Selen, Eisen und weitere Mikronährstoffe

  • Die Schilddrüse ist eine der kompliziertesten hormonproduzierenden Drüsen unseres Körpers
  • Sie stellt neben den Hormonen T3 (Trijodthyronin) und T4 (L-Thyroxin) weitere Hormone wie T1, T2 und Calcitonin her
  • Für die Produktion der Schilddrüsenhormone benötigt der Körper Tyrosin, Jod, Eisen sowie Selen, Kupfer, Magnesium, Vitamin B3 (Niacin), Riboflavin und Zink
  • Eine optimale Versorgung mit Mikronährstoffen ist bei Vorliegen einer Schilddrüsenerkrankung sehr wichtig
  • Die ganzheitliche Hashimoto-Therapie beinhaltet daher den Ausgleich von fehlenden Mikronährstoffen. Vorab sollte der Nährstoff-Status im Labor bestimmt werden.

Ursachen der Hashimoto Thyreoiditis aus der Sicht von Dr. Armbruster

Aus seiner jahrzehntelangen Praxiserfahrung begründet Dr. Armbruster die Entstehung der Hashimoto-Thyreoiditis hauptsächlich durch folgende Aspekte:

  1. Jod- und Selenmangel,
  2. hohe Aufnahme giftiger Halogene wie Brom, Fluor und Chlor,
  3. Mangel an weiteren Antioxidantien19 und anderen Mikronährstoffen, die eine unzureichende Mitochondrienfunktion und Energiebildung fördern oder die Wasserstoffperoxid-Konzentration in den Schilddrüsenzellen ansteigen lassen. Dazu gehören Vitamin B2 (Riboflavin), Vitamin B3 (Niacin), Vitamin B6, Vitamin B9 (Folsäure) und Vitamin B12,
  4. Vitamin-D-Mangel sowie
  5. Glutenunverträglichkeit

Sie fragen sich, wie Gluten mit Hashimoto Thyreoiditis im Zusammenhang steht? Im Beitrag “Hashimoto – den Ursachen auf der Spur” versuchen wir Ihnen einen ersten Überblick zu geben:

Unser andrino Tipp zur Schilddrüse

Schilddrüsenerkrankungen sind in Deutschland fast schon wie Epidemien. Sie können nach der Erfahrung von Dr. Armbruster mit einer ausreichenden Jodversorgung eingedämmt werden. Für die Entfaltung krebshemmender und antioxidativer Eigenschaften und gegen Hashimoto Thyreoiditis fordert Dr. Armbruster die Gabe einer 100-fach erhöhten Jod-Menge. Das sind 15 mg Jod/Tag! Ungefähr 5 Prozent der Bevölkerung leiden allerdings an einer erhöhten Jod-Empfindlichkeit. Oftmals wissen Betroffene sogar um ihre erhöhte Jod-Sensibilität. Sie reagieren mitunter mit innerer Unruhe, Herzklopfen oder Ängsten, beispielsweise beim Genuss von Meeresfrüchten. In solchen Fällen muss Jod sehr dosiert verabreicht werden, um Entzündungsschübe zu verhindern. Biologische Mediziner beginnen in solchen Fällen u. a. mit Schüßler Salzen und steigern die Jod-Menge schrittweise, zum Beispiel mit Jodetten aus der Apotheke. Machen Sie also keine Alleingänge! Gerade Hochdosistherapien sollten im Einzelfall abgewogen werden und immer unter therapeutischer Kontrolle erfolgen.

So kann Ihnen ein Biologischer Arzt/Therapeut helfen

Leiden Sie auch an einer chronischen Schilddrüsenerkrankung? Unser Tipp: Suchen Sie sich einen Biologischen Arzt/Therapeuten der sich besonders auf dem Gebiet der Orthomolekularen Medizin (Mikronährstoff-Therapie) mit Schwerpunkt Schilddrüse auskennt und lassen Sie folgende Labortests durchführen: Messung von Jod aus dem Urin, Bestimmung des Vitamin-D-Spiegels, Analyse von gängigen Nährstoffen (v. a. Selen, Eisen und B-Vitamine) mittels Mineralstoffvollblutanalyse.

Hier finden Sie die ausführliche Patienteninformation von Dr. Armbruster:

Die Original Patienteninformation - unsere Basis
Original Patienteninformation Dr. Armbruster:
Jod- Mangel: Warum spricht eigentlich niemand darüber?

Jochen Armbruster

Zur Patienteninformation

Für diesen Artikel wurde darüber hinaus folgende Literatur verwendet:

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